Stauden in Mecklenburg
Viel Staudenvielfalt ist nicht geblieben bei intensiver
Landwirtschaft in Mecklenburg. Doch was ich finden konnte, soll hier im
Jahresverlauf gezeigt werden. Die Bauern werden jetzt dazu verpflichtet an
ihren Äckern eine Streifen unbehandelt zu lassen. Rote Mohnblumen, blaue
Kornblumen und die weiß-gelbe Kamille zaubern Bilder aus längst vergangenen
Zeiten. Die Pflanzensammlung aus Mecklenburg wird ein Schwerpunkt werden,
wenn ich nicht mehr soweit reisen kann.
Typisch für die Landschaft in Mecklenburg sind die Alleen und die riesigen
Rapsfelder. Der schmale Streifen dazwischen hat kaum noch Blumen. Das Salz
vom Winterschutz und der Dünger und andere Chemikalien vom Acker haben sie
umgebracht.
Einsatz von Glyphosat
auf einem Acker bei unseren Dorf tötet alles pflanzliche Leben.
Das Gestrüpp in der Mitte des Bildes bedeckt einen Soll. Als Söll oder Soll
wird in Norddeutschland ein meist kreisrundes Kleingewässer mitten im Feld
bezeichnet, dass in der Eiszeit durch einen später schmelzenden Eisblock
entstanden ist. In einer Werbe-Broschüre über das "Mecklenburger
ParkLand" kann man lesen: "Ein Soll dient zahlreichen Amphibien und Reptilien
als Nahrungs- und Lebensraum wie z. B. Rotbauchunke, Ringelnatter, Gras- und
Moorfrosch,... Als wir vor mehr als 50 Jahren nach Mecklenburg kamen,
waren die gewitterschwülen Nächte im Frühjahr von einem fast tropischen
Froschkonzert der Laubfrösche in den umliegenden Söllen erfüllt. Als ich in dieser Zeit Rachel Carsons Buch "Der
stumme Frühling" Beck-Verlag München,1962, las, glaubte ich ihr nicht?!
Erodium cicutarium der Gewöhnliche Reiherschnabel, färbte die Wiesen der trockenen Sandhügel zwischen Groß Potrems und Dolgener See mit einem rosa Teppich noch bevor das Gelb des Löwenzahns die Wiesen beherrscht.
Die selbe Wiese ein paar Jahre später, ein Maisacker!
Frühling in Mecklenburg
Es erstaunt mich immer wieder, wie viele kleine Waldstauden die kurze Zeit
bis zur Entfaltung des Blätterdachs der Bäume für ihre Entwicklung und Blüte
nutzen. Allen voran die Zwiebelgewächse, die ja am besten vorbereitet sind. Auf dem Acker liegt noch der Schnee,
während am sonnigen Waldrand oft schon im Februar die Schneeglöckchen
(Galanthus nivalis) erblühen. Obwohl der Fundort,
hier im Griebnitzer Busch bei Dummerstorf viele tausend Exemplare zählt und das nächste
Dorf 500 m entfernt ist, kann ich nicht sagen, ob es Gartenflüchtlinge sind
oder ein Wildstandort. Im Gutspark von Gross Potrems gibt es ebenfalls einen
sehr großen Bestand (3. Bild).
Galanthus nivalis
Galanthus nivalis im Griebnitzer Busch bei Dummerstorf
Galanthus nivalis im Gutspark von Groß Potrems
Gagea lute), der Gelbstern ist ebenfalls eine Zwiebelpflanze,
die hier im Straßengraben nahe Gross Potrems wächst. Ob er aus dem Schlosspark verwildert ist ?
Tussilago farfera, der Huflattich ist wohl eine der ersten Stauden im Jahr, ohne Zwiebel. Er zeigt zunächst nur seine Blüten, die Blätter kommen später. Eine
Verhaltensweise, die mehrere sehr zeitig blühende Stauden mit ihm teilen,
wie z. B. die folgend gezeigte Pestwurz. Der Huflattich
besiedelt hier in Massen eine Erdaufschüttung an der neuen Ostseeautobahn.
Ähnliche Bilder sah ich im Erzgebirge auf Abraumhalden des Bergbaus gleich nach
der Schneeschmelze. Herrlich gelbe Blüten! Warum holt man sie nicht in den
Garten?
Tussilago farfera
Petasites hybridus, die Rote Pestwurz umsäumt fast den ganzen Teich bei Kronskamp.
Petasites hybridus
In den Wäldern wachsen jetzt, bevor die Blätter der Bäume Schatten machen,
eine Vielzahl von zarten Blümchen, wie z. B. das
Buschwindröschen (Anemone nemorosa) hier im Wäldchen zwischen Dummerstorf und Gross Potrems. Sie
sind vergesellschaftet mit Goldwindröschen, Sauerklee und Lungenkraut und überall in den
Laubwäldern und Parks zu finden. Neben den weißen Buschwindröschen findet man
auch bläuliche und rötliche Formen.
Anemone nemorosa
Anemone nemorosa
Anemone ranunculoides, das Goldwindröschen findet
sich vergesellschaftet mit weißen Buschwindröschen im Schlosspark in Gross Potrems und in großen Beständen auch im
nahegelegenen Wald.
Anemone ranunculoides
Oxalis acetosella, der Waldsauerklee dessen Blätter man auch mal kosten kann, um diese Pflanze
dann nicht mehr zu vergessen.
Pulmonaria officinalis, das Lungenkraut schmückt den
Waldboden mit erst roten und dann ins blaue übergehenden Blüten. Das Laub
ist nur wenig weislich gefleckt im Unterschied zu P. saccharata und dessen
Gartensorten. Eine schöne Pflanze für den Frühling im Wildstaudengarten.
Ranunculus ficaria, das Scharbockskraut wächst hier im Wald nahe Wendorf. Besonders zahlreich und kräftig
wächst es auf nährstoffreichem Boden. Ich habe es auch in meinem Garten
angesiedelt.
Alliaria petiolata, die
Knoblauchsrauke am Wegesrand in Wendorf. Sie ist eine nur kurzlebige Pflanze,
ein Jahr später war der ganze Bestand verschwunden. Ich habe sie auch im
Garten angesiedelt. Im Mittelalter wurde sie als Gewürz verwendet und hat
ähnlich Bärlauch eine Renaissance erfahren.
Viola spec., das Veilchen ist eine allbekannte Frühlingsblume des
Laubwaldes und unserer Gärten.
Lathraea squamaria,
der Schuppenwurz ist ein Schmarotzer auf den Wurzeln von Laubbäumen im Wäldchen zwischen Dummerstorf und Gross
Potrems.
Caltha palustris, die Sumpfdotterblume ist eine meiner liebsten Wildstauden und deshalb
auch mein Logo im Web und mein Avatar in verschiedenen Gartenforen. Sie ist eine
der ersten Stauden im Jahr, die nicht auf den Schutz des Waldes angewiesen ist. Ihr kräftiges
Gelb schmückt Wiesen und Weiher. Sie wächst überall, wo es feucht ist, wie
hier in einem Soll beim Kossower Krug.
Meist sind die Sölle mit Wasser gefüllt. Da hier viele Agrochemikalien und
Düngemittel eingeschwemmt werden, finden wir hier nur Pflanzen, die das
vertragen. Die Sumpfdotterblume ist im April auch der erste Schmuck meines
Gartenteiches, eine sehr gartenwürdige, einheimische Wildstaude.
Cardamine pratensis, das Wiesenschaumkraut im Mai auf einer Wiese am Schlager Krug. Die Wiese wurde erst Mitte
Juni gemäht.
Ajuga reptans, der Kriechende Günsel auf der selben Wiese im Mai.
Sommer in Mecklenburg
Sommer in Mecklenburg, heißt vor allem Sommer, Sonne, Sand und Wellen am
Ostseestrand, oder auch Baden an einem der zahlreichen Seen. Nebenbei sieht
man dann auch eine Reihe von Stauden am Strand, am Ufer, auf den feuchten
Wiesen, am Waldrand und im Wald.
Zwischen unserem Dorf und Dummerstorf
gibt es eine große, sumpfige Wiese, die ich hier mal im Wandel der Monate
zeigen möchte. Anfang Mai wenn die Bäume links und rechts im Hintergrund,
noch kein Laub tragen, ist die Wiese wahrlich überschäumt vom
Wiesenschaumkraut (Chardamine pratensis).
Chardamine pratensis, das Wiesenschaumkraut
Ranunculus acris und R.
repens Im Juni färbt sich die selbe Wiese, kenntlich an den Bäumen im Hintergrund
mit den Hahnenfußarten gelb.
Lychnis flos-cuculi, die Kuckuckslichtnelke bringt im Juli die
Farbe Rosa.
Noch Mal die gleiche Wiese, heute, mit brauner Gülle und giftgrünem Gras.
Nicht nur die Wiesen bringen Farbe in die Sommerlandschaft, sondern auch die
Ackerrandstreifen. Die Bauern werden jetzt dazu verpflichtet an ihren Äckern
eine Streifen unbehandelt zu lassen. Rote Mohnblumen, blaue Kornblumen und
die weiß-gelbe Kamille zaubern Bilder aus längst vergangenen Zeiten.
Iris pseudacorus, die Sumpfschwertlilien blühen im Juni auf
feuchten Wiesen und in den Söllen.
Iris sibirica in Vorpommern auf einer Wiese unter Naturschutz.
Silene latifolia ssp. alba, auch Silene pratensis oder
Melandrium album, die Weiße Lichtnelke wächst am Feldrand bei Dummerstorf im Juli.
Silene dioica, die
Rote Lichtnelke, am Ufer der Warnow bei Niex
Sonchus arvensis, die Acker-Gänsedistel blüht hier auf dem blankem und trockenem Sand der
Dünen in Graal-Müritz (Ost).
Sonchus arvensis mit Distelfalter
Filipendula ulmaria, das Mädesüß im
Graben beim Schlager Krug im Juli
Campanula
latifolia, die Waldglockenblume im Schlosspark von Gross Potrems, sie
wächst im Wurzeldruck und Schatten.
Saponaria officinalis, das Seifenkraut wächst hier und da am
Straßenrand.
Cichorium intybus, die Wegwarte an der Straße nach Dummerstorf im Juli
Lythrum salicaria, der Blutweiderich ist im August auf feuchten
Wiesen zu finden.
Malva moschata, die Moschusmalve sät sich leicht aus.
Eupatorium cannabinum, der Wasserdost wächst im Graben beim Schlager Krug im August.
Er wird von vielen Schmetterlingen besucht.
Herbst in Mecklenburg
Waren es im Frühjahr die kleinen zarten Stauden des Waldes, die uns erfreuten, so sind es jetzt im Herbst die "Großen",
z. B. Goldruten, Sonnenblumen, die die Staudenwelt in Mecklenburg
repräsentieren.
Senecio erucifolius,
das Raukenblättrige Kreuzkraut. Hier auf dem Weg nach Schwerin eine spät
blühende Variante (September). Um Rostock blüht es bereits im Juli.
Solidago canadensis, die Goldrute ist im Herbst auf vielen nicht genutzten
Flächen zu finden.
Epilobium hirsutum, das Zottige oder Behaarte Weidenröschen wächst an feuchten
Stellen von August bis September.
Mannshohes Staudendickicht in einem Soll bei Groß Potrems im September. Die
weiße Zaunwinde,
Calystegia sepium,
...aber mit schöner Blüte.
Helianthus spec., eine Sonnenblume am Bahndamm bei Kessin. Welche der etwa 100 Arten aus Nordamerika hier eingebürgert ist, weis ich noch nicht. Ein beeindruckend großes und geschlossenes Areal wurde hier besiedelt.
Aster tripolium, die Salzaster wächst nur auf salzhaltigen Böden, wie hier im Kurpark von Bad Sülze. Sie ist leider nur einjährig.
Achillea millefolium, die Gemeine Schafgarbe ist überall zu finden.