Xishuangbanna das Königreich der Pflanzen in Süd-China
Im Buch "Xishuangbanna: a nature reserve of China" las ich von diesem
Zauberland im tiefsten Süden Chinas an der Grenze zu Burma und Laos, das
in grauer Vorzeit ein Königreich der Dai war. Heute leben hier zahlreiche
Völker, gut erkenntlich an ihren nationalen Trachten. Die Vegetation ist
tropisch, also nichts für unseren Garten. Doch welcher Gartenfreund
möchte nicht einmal im Leben den tropischen Regenwald mit seinen üppigen
Pflanzen und zahlreichen Tieren sehen? In Xishuangbanna sollen 4.000
Arten Höherer Pflanzen und 600 Wirbeltierarten leben. Darunter Elefanten,
Bisons, Tiger, Leoparden, Pfaue, Gibbons und Goldhaaraffen. Als ich das
las, dachte ich, das ist mein Traumparadies, da muss ich hin.
Mein chinesischer Freund und Kollege Jie willigte ein, mit mir dieses
"Königreich" zu erkunden. Er war mir eine große Hilfe bei der
Organisation unserer Touren, die uns in langen Fußmärschen in scheinbar
längst vergangene Zeiten, an die offenen Feuer der Bergbewohner führten.
Doch um es gleich vorweg zu sagen, die genannten Tiere sahen wir nicht,
und auch der Pflanzenreichtum hielt sich arg in Grenzen. Das ca. 20.000
km² große Gebiet von Xishuangbanna war früher Dschungel, aber heute sind
die Flussebenen des Mekongs Reisfelder und die Wälder des Hochlands
wurden für Kautschukplantagen gerodet. Nur noch 15 % der Fläche ist
Dschungel. Zahlreiche Rinder, Schweine und Hühner fressen die Umgebung
der Dörfer kahl. Somit war die Reise zwar eine der schönsten und Atem
beraubend exotisch, aber die Ausbeute an Wildstauden war sehr gering.
Ich möchte noch erwähnen, dass es in Jinghong, der Hauptstadt von
Xishuangbanna, mehrere kleine Hotels und Restaurants
speziell für westliche Ausländer gibt und einen sehr exotischen
Nachtmarkt, wo so ziemlich alles was kreucht und fleucht und in dem
tropischem Klima wächst auf den Grill kommt. Dazu gibt es kühles
Büchsenbier und für einen Euro eine Stunde Massage gleich an Ort und
Stelle für die müden Knochen nach einer Regenwaldtour.

Mein chinesischer Freund, Jie, handelt den Preis für eine Fahrt zu den
Dai-Dörfern aus.
In jedem Dorf der Dai kann man mehr oder weniger prächtige Tempel
bewundern.
Der Man Chunman Tempel in Galanba ist ein exotisches Märchenschloß.
Der Sonntags-Markt in Menghun ist eine "Modenschau" der verschiedenen
Berg-Völker.
Im Bulang-Dorf Manmei wird das Essen über dem offenen Feuer in der Mitte
des Hauses zubereitet. Der Rauch zieht durch die Dachluken ab. Die Hocker
auf denen wir sitzen sind nur etwa 15 cm hoch. Im Hintergrund links das
Bettzeug. Die Bulang-Familie und ihre Gäste schlafen zusammen neben dem
Feuer.
Vanda coerulea, die Blaue Orchidee wächst auf dem Dach eines
Bulang-Hauses, um die Bewohner zu beschützen. Eine blaue Orchidee ist
sehr selten. Sie kommt hier in Höhen von 800 bis 1.200 m vor. Die
Sammlung von Wildexemplaren für den internationalen Markt führte zu ihrer
Dezimierung. In der Natur sah ich keine, obwohl wir hier viele Stunden
und an einem Tag sogar bis zu 22 km durch den Regenwald wanderten.
Gleich hinterm Dorf beginnt der Dschungel, wie eine grüne Wand, die wir
beide mit Herzklopfen durchquerten.
Im Regenwald sahen wir Urwaldriesen und jede Menge grüne Blattpflanzen.
Die Blütenpflanzen, die jetzt im Dezember blühten kann man an einer Hand
abzählen.
Begonia spec.
unbekannte Species (sehr klein)
Costus lacerus, der Chinesische Zieringwer, ist eine bis 3 m
hohe Ingwerart. Aus den roten Blüten kommen noch große weiße Trompeten,
die hier aber nicht zu sehen sind. Sie bevorzugt die schattige und
feuchte Umgebung der Täler. Im Hintergrund ein Chinaschilf,
Miscanthus species.
Commelina coelestis
Das waren schon alle Blüten des Regenwaldes. Die folgenden Pflanzen
fanden wir eher in der Nähe der Dörfer.
Hibiscus schizopetalus, Korallenhibiskus
Euphorbia pulcherrima, unser allbekannter Weihnachtsstern, kommt
ursprünglich aus den Tropenwäldern Amerikas. Er ist heute aber auch im
tropischen Afrika und Asien zu Hause. Hier wächst er in der N��he eines
Tempels zwischen dicken Bambusstämmen.
Clerodendron spec.
Ein unbekannter Dachbewohner
Diese "Kreuzung" von Bus und Traktor ist hier das gebräuchlichste
Verkehrsmittel. Die Federung ist gleich 0. Am besten man steht mit
gebeugten Beinen und befestigt sich mit gebeugten Armen an Dachstreben.
Sitzen ist für einen 60 jährigen nicht ratsam.
Diese fast 3 m hohen sonnenblumenartigen Pflanzen wachsen überall am
Wegesrand. Sie werden zwischen die Bananenstauden gelegt, als
Düngemittel, wie man mir erklärte.
Ebenfalls sehr häufig in der Nähe der Dörfer und etwa 2 m hoch ist diese
Pflanze. Es könnte Eupatorium chinense sein.
Ageratum conyzoides
Unser Hotel in der Hauptstadt Jinghong war von einem exotischen Park
umgeben, von dem ich noch einige Blüten zeigen möchte.
Ravenala madagascariensis,
wie der Name sagt kommt dieses Bananengewächs aus Madagaskar. Es wird
auch Baum der Reisenden genannt, weil in seinen Blattstielen viel Wasser
zur Erquickung des Reisenden aufgefangen wird. Die Insekten hier im Bild
wissen es auch zu schätzen.
Erythrina crista- galli, der Korallenstrauch oder Hahnenkammbaum
kommt aus Südamerika.
Crinum amabile, die Hakenlilien aus Ostindien sind auch bei uns als
Kübelpflanzen bekannt.
Calliandra haematocephala, der Puderquastenstrauch
kommt aus Südamerika.
Bauhinia blakeana, der Orchideenbaum, ist auch als Straßenbaum in
Jinghong zu finden. Seine Heimat soll auf Honkong beschränkt sein.
Mussaenda erythrophylla
kommt aus Westafrika, und es gibt die Pflanze gelegentlich bei uns
als Kübelpflanze.
Die zuletzt gezeigten Pflanzen aus den Parks und Gärten der
Hauptstadt Jinghong kommen aus allen tropischen oder subtropischen
Gebieten der Erde und nicht aus der Natur von Xishuangbanna.
Das Wasserspritz-Festival wird jeden Tag in Galamba gefeiert.
Ich
kenne meine chinesischen Kollegen und Freunde. Als Touristen werden sie
die Umgebung des Hotels und die zahlreichen Parks der Stadt,
einschließlich der folkloristischen Darbietungen und der
unvergleichlichen Gaumengenüsse als paradiesisches Bild von Xishuangbanna
mit nach Hause nehmen.
Im Regenwald werden sie das "Paradies" nicht
suchen. Ich habe es gesucht und nicht gefunden. Auch hier kam ich zu spät.
Mehr zu Land und Leuten unter:
http://globetrotter-wegner.de/Seiten/Xishuangbanna.html




