Fynbos, ein einzigartiges Pflanzenreich in Südafrika
Die meisten Leute fahren nach Afrika um die "großen Fünf", d.h.
Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel und Leopard zu sehen, oder wenigstens
Giraffen und Zebras. Keines dieser Tiere haben wir gesucht und es lief
uns auch keines über den Weg. Robben, Pinguine, Strauße und Paviane
konnte man schon eher rund um Kapstadt finden.
Uns interessierte die Flora der Südwestspitze
Afrikas, das ist die weitere Umgebung von Kapstadt, der sogenannte Fynbos.
Diese Region ist einzigartig in der Welt. Ungefähr 8.500
Pflanzenarten sind auf dem vergleichsweise kleinem Gebiet von 90.000 km² zu
finden. Davon kommen 70 % nur hier vor und nirgends sonst auf der Welt.
Die Bezeichnung Fynbos lässt sich
etwa mit feiner, d.h. dünner Busch übersetzen. Es bedeutet das die Flora des
Fynbos reich an strauchigen und grasartigen Gewächsen ist. Besonders
beeindruckend sind die Silberbaumgewächse (Proteaceae), die mit ihren oft
über Handteller großen, leuchtenden Blüten von weit her erkennbar sind.
Außerdem kommen Heidekrautgewächse (Ericaceae) und die mit den Gräsern
verwandten Restionaceen vor. Wir fanden auch zahlreiche Zwiebelpflanzen,
rund 1.400 Arten, davon allein 96 Gladiolenarten soll es hier geben. Einer der möglichen Gründe für die
Biodiversität der Kapflora sind die Tausende von unterschiedlichen
Umwelten, die von den geografischen Unterschieden herrühren, angefangen
bei Ebenen und Küstenstrichen bis zu den Tälern und steilen Bergen. Das
Kap- Florenreich wird durch zwei Ozeane im Süden und Westen und durch
die Wüste Karoo im Norden und Osten begrenzt. Diese Region ist eine Schatzkiste mit wundervollen und ungewöhnlichen
Pflanzen.
Im November 2002 reisten meine Frau und ich nach Kapstadt, um dieses Pflanzenparadies
zu erleben. Wir wohnten im Gästehaus "Lions Kloof
Lodge", das von einer Deutschen geführt wird. Von hier erreicht man
zu Fuß die Talstation der Seilbahn zum Tafelberg, das Stadtzentrum und
die "Waterfront" von Kapstadt und viele andere Ziele der Umgebung.
Leider ist die Gegend nicht sehr sicher, und so waren wir froh,
das unsere Wirtin einen deutschen Taxifahrer kannte, der uns zu den
verschiedenen Plätzen des Fynbos brachte. Er sparte auch nicht mit
Schauergeschichten, was Touristen alles passieren kann, wenn sie allein
durchs Land wandern. Es ist ja schließlich gut für sein Geschäft.
Trotzdem konnten wir uns nicht jeden Tag ein Taxi leisten, und die
Besteigung des Tafelberges (1.067 m) hätte sich der Taxifahrer sicher auch nicht
angetan.
Die Bestimmung der Pflanzen erfolgte nach den Büchern: Flower Watch-A guide to the Cape's floral wonders
von Peter Joyce, Cape Peninsula Wild Flower Guide von
Mary Maytham Kidd und Wild Flowers of South Africa von Braam van Wyk.
Kapstadt, links der Tafelberg und rechts der Löwenkopfberg, im Tal dazwischen
liegt "Lions
Kloof Lodge", unser Quartier. Im Vordergrund Pelargonien, die
hier zu Hause sind.
Eine Kolonie vom
Afrikanischen Pinguin,
auch Jakass-Pinguin (Spheniscus demersus) genannt.
Erste Erkundungen rund um Kapstadt
Als alter Staudenfreund wusste ich, das einige unserer
Gartenpflanzen und vor allem auch Kübelpflanzen in Südafrika beheimatet
sind, allen voran Agapanthus, die Afrikanische Schmucklilie. Sie ist ein Beispiel für eine Pflanze, die überall auf der
Welt eine beliebte Gartenpflanze geworden ist. Leider habe ich sie
nicht am natürlichen Standort gesehen. Sie ist offensichtlich nicht all
zu häufig zu finden. Dafür schmückte sie als blaue
und weiße Form so manchen Straßenrand in den vornehmen Vierteln von
Kapstadt. Die Bezeichnung dieser schönen Pflanzen ist nicht nur in
deutsch sehr vielseitig: Schmucklilie, Liebesblume oder Blaulilie,
sondern auch in der botanischen Bezeichnung streiten sich die
Gelehrten, ob es 10 oder nur 6 Arten in der Gattung Agapanthus
gibt. Im Buch "Agapanthus: a revision of the genus" von Wim Snoeijer
(2004) werden 6 Arten auf Grund genetischer Untersuchungen
festgestellt: A. campanulatus, A. caulescens, A. coddii, A. praecox,
A. inapertus und A. africanus. Die anderen vier Arten werden
folgendermaßen eingeordnet, A. comptonii ist ein Synonym von
A. praecox subsp. minimus; A. walshii ist eine
Unterart von A. africanus; A. dyeri ist ein Synonym von A.
inapertus subsp. intermedius und A. nutans ist ein
Synonym von A. caulescens. Alles klar? Die immmergrünen
Agapanthus- Sorten sollen alle von A. praecox abstammen. Im
genannten Buch werden 625!! Sorten beschrieben.
Agapanthus spec.
Ein weiteres Geschenk Südafrikas an die Welt ist die Pelargonie, bei uns auch als Geranie bezeichnet.
Pelargonium cucullatum, die Stammart der beliebten
Gartenpelargonien wurde bereits 1690 in England in
die Kultivierung eingeführt. Hier in der Kapregion bildet sie stattliche bis
mannshohe Büsche die ganze Hänge bedecken. Es gibt mehr als 200 Arten
der Gattung Pelargonium. Die meisten sind hier zu finden.
Pelargonium cucullatum
Ein Dritter im Bunde ist der Bleiwurz
(Plumbago auriculata) eine bei uns in Deutschland
sehr beliebte Kübelpflanze. Das helle Himmelblau ist sehr angenehm. Der
zweite Name Kap-Bleiwurz (Plumbago capensis) weist ihn als
"Ureinwohner der Kap-Region aus.
Plumbago auriculata, Bleiwurz, Plumbago
Viele weitere Pflanzen des riesigen Pflanzenreichtums des Fynbos haben
den Weg in unsere Gärten und auf unsere Terrassen gefunden, wie z. B.
der hellblaue Bleiwurz. Auch wenn
es, wie im Falle von Zantedeschia aethiopica, die an
schattigen und feuchten Plätzen zu finden ist, zunächst so aussieht als
wäre die Pflanze in Äthiopien beheimatet. Das ist ein Missverständnis
aus Zeiten, in denen erst der Norden des afrikanischen Kontinents
bekannt war und alles südlich von Ägypten und Lybien als Äthiopien
bezeichnet wurde.
Zantedeschia aethiopica
Die Familie der Proteengewächse stellt wohl die spektakulärsten
Pflanzen des Fynbos. Mit ihrer Größe und ihren weithin leuchtenden
Farben in den unterschiedlichsten Rot- und Gelbtönen sind sie ein sehr
dominierendes Florenelement. Im Gegensatz zu den vorher genannten
Pflanzen kommen Proteen meist nur als sehr haltbare Schnittblumen in
unsere Hände.
Sie machen es den Vermehrungsbetrieben und den Besitzern nicht gerade
leicht, weil sie hohe Ansprüche an die Kulturbedingungen stellen.
Die Protea ist die Wappenblume
Südafrikas.
Leucospermum cordifolium
Das graue Baum- Nadelkissen ist eine Proteenart, die nur am Tafelberg und
entlang der Straßen des Naturreservats "Kap der Guten Hoffnung" wächst.
Die Pflanze wird als Nadelkissen bezeichnet, weil Teile ihrer Blüte wie
Nadeln in einem Nadelkissen hervorstehen. Offensichtlich haben sie sehr
süßen Nektar, denn wir konnten zahlreiche Paviane beobachten, die die
Blüten aussaugten. Oft werden die Proteen auch als Zuckerbüsche
bezeichnet.
Leucospermum
conocarpodendron, Graues Baumnadelkissen, eine Proteenart
Pavian beim Zuckerschlecken
Die Spornblume, Centranthus ruber, ist in Südeuropa beheimatet und ist somit ein
Eindringling, d. h. ein Gartenflüchtling. Wir fanden die Spornblume an
den Berghängen nahe der Villengärten der Camps Bay in ihrer roten und
weißen Form. Eine der größten Bedrohungen des floralen
Reichtums der Kapregion ist die Invasion von Pflanzen von anderen
Kontinenten. Auf dem Tafelberg trafen wir sehr engagierte
Leute mit Rückenspritzen, die Eindringlinge weg spritzten, ein mühsames
Geschäft.
Centranthus ruber, Spornblume
Dietes
grandiflora
Aristea spec.
Acanthus spec.
Plectranthus
spec.
unbekannte Art
unbekannte Art
Der Tafelberg
Der Tafelberg ist Südafrikas
Touristenattraktion Nr.1. Die Drahtseilbahn befördert jährlich 500.000
Menschen zum Gipfel. Dort ist ein Restaurant und natürlich ein
Souvenirgeschäft. Kurze Wanderungen können von hier aus unternommen
werden. Ein Staudenfreund hingegen muss den Gipfel zu Fuß ersteigen um
all die Blumen am Wegrand zu sehen. Wir benötigten 10 Stunden von
Kapstadt, Kloof Neek über den Pipe walk und Kastelspoort Pfad, das Tal
der Isolation und das Echo Tal zur oberen Seilbahnstation auf dem
Gipfel des Tafelberges (1.067 Meter hoch). Von unten sieht der Tafelberg
so aus, wie sein Name verspricht, nämlich eben. Oben angekommen
überraschte uns ein beschwerlicher Weg durch Täler und Höhen bis zur
Station der Seilbahn. Sehr knapp erreichten wir die letzte Gondel nach
unten.
Blick zurück vom Kasteelspoort path zur Camps Bay
Roella ciliata
Gladiolus
carneus
unbekannte Art
Coleonema spec.
unbekannte Art
Viele Pflanzen konnte ich nicht identifizieren trotzdem ich mir mehr als 3
Bestimmungsbüchern gekauft hatte. Bei 8.500 Pflanzenarten aber wohl
entschuldbar. Besonders die zahlreichen Erikagewächse auf dem Gipfel des Tafelberges
waren schwer zu unterscheiden, deshalb sind auch die nächsten Bilder ohne
Bezeichnung.
Restios, diese grasartigen Pflanzen wachsen wie unsere Sauergräser in
feuchten Mulden.
Naturreservat "Kap der Guten Hoffnung"
Das Naturreservat "Kap der Guten Hoffnung" ist ein Bestandteil des
Kap-Florenreiches, des kleinsten aber reichsten der 6 Florenreiche der
Welt. Hier befindet sich die höchste bekannte Konzentration von
Pflanzenarten: 1.300 auf 10.000 km². Der nächste Rivale ist der
Regenwald Südamerikas mit nur 400 Pflanzenarten auf 10.000 km². Die
Regierung erklärte das Gebiet schon 1938 zum Naturreservat und 1998
wurde es ein Bestandteil des National Parks der Kap Halbinsel.
Smitswinkel Bay
Psoralea
pinnata
Dilatris
corymbosa
Conicosia
pugioniformis
Amellus
asteroides
Morea tripetala
Leonotis leonurus
Harold Porter's Botanischer Garten
Dieser ruhige Garten
in Betty's Bay befindet sich zwischen den Bergen und dem Meer im Herzen
der Fynbos-Region. Er bietet die Möglichkeit von ebenen Rasenflächen
und farbenfrohen Blumenbeeten mit einheimischen Pflanzen zu natürlichen
Fynbos- Biotopen am Berghang zu wandern. Fynbos findet man auf
nährstoffarmen Sandsteinböden in den Bergen und Tälern. Fynbos ist
durch Straucharten charakterisiert, die feine und harte Blätter haben.
Eingeschlossen sind auch solche Pflanzen wie: Proteen, Erikaarten,
Leguminosen und Zwiebelpflanzen wie Iris und Lilien sowie die
schilfartigen Restios an Stelle von Gras.
Fynbos am Berghang
Leucospermum
bolusii
Drosera
cistiflora
Syncarpha vestita
Wachendorfia
thyrsiflora
Protea spec.
Erica spec.
Aulax umbellata
Botanischer Garten Kirstenbosch
Bevor wir uns in die raue Natur getrauten, besuchten wir zwei
botanische Gärten.
Der Nationale Botanische Garten Kirstenbosch ist weltberühmt für die
Schönheit und Unterschiedlichkeit der gezeigten Flora des Kapgebietes.
Dieser Garten liegt an den
östlichen Hängen des Tafelberges und beinhaltet nur die Flora
Südafrikas, 5.000 Arten einschließlich der berühmten südafrikanischen
Pflanzen: Proteen, Erikas, Restios und Pelargonien. Es gibt vom Garten aus
interessante Pfade am Hang des Tafelbergs und bis auf den Gipfel (Smuts
Track, Contour path, Nursery Ravine und andere). Dort am Hang, noch im Gelände des botanischen
Gartens kann man viele Pflanzen in ihren natürlichen Gemeinschaften
sehen.
Watsonia
tabularis var. concolor
Ixia spec.
Leucospermum
erubescens
Leucospermum
wittebergensis
Leucospermum
oleifolium
Leucospermum tottum
Leucadendron argenteum,
Silberbaum
Der Silberbaum ist
einer der meistgeliebten und schönsten Bäume Südafrikas. Die Blätter sind
mit langen, seidigen und silbernen Haaren bedeckt und ergeben den
silbrigen Schein. Obwohl dieser schöne Baum nur hier am
östlichen Abhang des Tafelberges gefunden wurde, ist er heute
ein populärer Baum in Parks und Gärten Südafrikas.
In der Landschaft des Fynbos
mit seinen zahllosen unbekannten Pflanzen kam ich mir
vor, wie in einer anderen Welt, wie in einer Natur, wie sie vor
Hunderttausenden von Jahren existierte, noch bevor der Mensch die Erde
betrat. Hier entstand wohl auch der Wunsch etwas Ähnliches, unberührte
Natur mit vielen schönen Pflanzen in meinem Garten zu gestalten.
Mehr zu Land und Leuten unter:
http://globetrotter-wegner.de/Seiten/South_Africa.html